- Wieso ist es für den Präsidenten der Freischaren-Commission so eminent wichtig, dass heuer wieder ein «normales» Freischarenmanöver stattfindet?
Weil es nach den schwierigen Jahren mit Corona die Tradition wiederzubeleben und zu pflegen gilt! Das Lenzburger Freischaren-Manöver blickt auf eine 170-jährige Tradition zurück und ist ein fester Bestandteil des Lenzburger Stadtlebens. Es verbindet die Lenzburgerinnen und Lenzburger sowie interessierte Gäste über die Generationen hinweg.
- Was gilt und galt es bei der Organisation des ersten grossen Manövers seit vier Jahr besonders zu beachten?
Wir haben im letzten Jahr ein reduziertes Manöver unter Berücksichtigung sämtlicher Corona-Sicherheitsmassnahmen erfolgreich durchgeführt. Dies war ein grosser Kraftakt von allen Beteiligten. In diesem Jahr können wir auf die Erfahrung der vergangenen Jahre zählen. Wir haben zudem erneut in den Bereich Sicherheit investiert, um allen ein schönes und friedliches Fest zu garantieren.
- Wie veränderte der Ukraine-Krieg die Vorbereitungen?
Wir haben uns seit Ausbruch des Krieges intensiv mit der Situation beschäftigt. Die letzten Wochen und Monate stellten die wichtigste Lenzburger Tradition auf eine harte Probe. Zahlreichreiche Gespräche, Sitzungen, Schriftenwechsel und vor allem viele Aufklärungsarbeit waren nötig, um die Durchführung des Manövers zu retten, das für unsere Stadt und zahlreiche Gäste so viel bedeutet. Die eigentlichen Vorbereitungen haben wir jedoch nie gestoppt. So profitieren wir heute von den geleisteten Arbeiten und erfuhren zeitlich keine Verzögerung.
- Welche Anpassungen wurden in der Vorbereitung vorgenommen?
Wir sind uns der sensiblen Situation selbstverständlich bewusst, teilen das Mitgefühl und den Respekt für die vom Krieg betroffene Bevölkerung in der Ukraine sowie insbesondere auch für die in Lenzburg und Umgebung ansässigen Flüchtlinge. Aus Respekt werden deshalb die Kadetten vor dem Jugendfest nur ohne Gewehr in der Stadt zu sehen sein. Selbst der Einmarsch der Kadetten am Mittwochabend nach der Kaderwahl erfolgt erstmals in der Geschichte ohne Gewehr.
- Was ist noch geplant? Gibt es Änderungen beim Drehbuch?
Wir wollen an der Tradition festhalten. Deshalb haben wir bewusst keine grösseren Veränderungen vorgenommen. Bedingt durch das aktuelle Weltgeschehen wird es jedoch ein paar Anpassungen im Drehbuch geben. Sie dürfen gespannt sein! Wir wollen an dieser Stelle der überraschenden Dramaturgie unseres beliebten und einmaligen Landschaftstheaters nicht vorgreifen.
- Wie verlief die Rekrutierung? Bei den Freischaren?
Sehr gut! Wir erhielten von den Freischaren klare Signale, dass ein starkes Bedürfnis besteht, endlich wieder ein richtiges Jugendfest mit dem Manöver als zentralem Bestandteil durchzuführen. Wir konnten deshalb zahlreiche Freischaren rekrutiert und haben ziemlich schnell eine normale Anmeldequote erreicht. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer freuen sich nach den schwierigen letzten Jahren ganz besonders auf das Manöver. Diese Freude wird auf das ganze Jugendfest ausstrahlen.
- Bei den Kadetten? Hier harzte es offenbar lange.
Die Jugend ist das Fundament der Freischarentradition. Für den Fortbestand dieser Tradition ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler bereits im Schulalter als Kadetten den Zugang dazu finden. Dank der Unterstützung des Stadtrates und der Schule konnten wir die anfänglich schleppende Rekrutierung beschleunigen und sind überzeugt, dass wir auch auf der Seite der Kadetten genügend junge Akteure im Landschaftstheater sehen werden.
- Mit wie vielen Beteiligten rechnet ihr am Freischarenmanöver 2022?
Wir werden auch in diesem Jahr ca. 800 Akteure sehen. Damit hat sich die Tradition des Freischaren-Manövers zu einem der grössten Landschaftstheater der Schweiz entwickelt.
- Stösst die Commission an Grenzen oder funktioniert das Milizsystem hier noch?
Sämtliche Mitglieder der Commission setzen sich ehrenamtlich und mit einem enormen Engagement für die wichtigste Tradition der Stadt ein. Wir sind glücklich, dass zahlreiche Lenzburgerinnen und Lenzburger ihre Sympathie zum Freischaren-Manöver mit ihrer tatkräftigen oder finanziellen Unterstützung bekunden. Dies macht die Freischarentradition aus.
- Wer gewinnt am 8. Juli?
Nach den Zwischenerfolgen im letzten Jahr sind die Freischaren voller Zuversicht und deshalb siegesgewiss. Persönlich habe ich jedoch grossen Respekt vor der Stärke der Jugend. Sie ist es, die das Fundament der Zukunft und damit auch der wichtigsten Tradition der Stadt Lenzburg ist.